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Categories: Markus Groß
Vorwort der Redaktion: Dieser Artikel wurde 2013 erstellt. Zu diesem Zeitpunkt waren modernere Nockenkonzepte, die uns heute (2024) zur Verfügung stehen noch nicht bekannt. Trotzdem bietet der Artikel eine fundierte Basis, aufgrund eine Auswahl getroffen werden kann.

Die Nocke des Jagdpfeils

Farbenfroh gestaltet sich das Angebot der Zubehörindustrie im Bereich Pfeilnocken. Von Glasklar bis Tiefschwarz hat man je nach Geschmack die freie Auswahl. Unterschiedliche Pfeiltypen und –innendurchmesser bedingen sodann die entsprechend passende Nocke. Auch bei der Größe des Nockbetts, welche die Klemmkraft an der Sehne beeinflusst, kann der Anwender zuweilen wählen. Der Bogenjäger sollte jedoch noch einen weiteren Punkt berücksichtigen. Ebenso wie bei der Jagdspitze ist auch bei der Nockmontage auf eine saubere, formschlüssige Verbindung zu achten. Jagdpfeile weisen in der Regel nicht nur eine höhere Gesamtmasse auf als Sportpfeile. Auch die Wandstärke ist meistens dicker. Der auf Hochleistung getrimmte Jagdbogen mit hohem Zuggewicht und aggressiven Cams übt bei der Beschleunigung des Jagdpfeils einen Druck auf dieses kleine Kunststoffteil namens Nocke aus, den man nicht unterschätzen sollte. Mitunter reißt oder platzt die Nocke auch im Abschuss, vor allem wenn eine Beschädigung unentdeckt blieb. Von der guten alten Björn-Nocke zum Aufkleben möchte ich bei Hochleistungsequipment eher abraten. Ein Bekannter von mir, der gerne 2419er Aluminiumprügel mittels eines 114lbs.-starken PSE X-Force durchs Gelände schießt, spaltete diese Klebenocken regelmäßig im Abschuss und ist nun auch auf die gängigeren Einstecknocken umgestiegen.
Sehr geehrter Herr Heinzals Apartment Vermieter kann ich keine Vermittlungen ausführen. Bitte nehmen Sie den Damen persönlich Kontakt auf.

Viel Spaß

© Christian Heinz

Übersicht Nock-Größen

Welche Parameter sind bei der Auswahl der Nocke für den Bogenjäger wichtig?

1) Das Verhältnis von Länge und Querschnitt

unterschiedliche Nocken

Dieses sollte möglichst zugunsten des Querschnitts ausgehen. Schauen wir uns das untenstehende Foto an, so sieht man deutlich die unterschiedlichen Abstände zwischen Nockbett (hier liegt im Schuss die Sehne an) und dem rückwärtigen Pfeilschaftende. Bei den oberen zwei Nocken von Easton (Super Uni-Nock und X-Nock) für Standard-Karbon- sowie MFX-Schäfte ist das noch unkritisch. Bei den neuen, superschlanken Pfeilschäften à la Easton Injexion oder Victory Armor Piercing sieht es etwas ungünstiger aus. Die hier empfohlenen oder sogar beigefügten Easton G-Nocks oder Bohning F-Nocks stammen eigentlich aus dem Sportpfeilsektor. Sie wurden also für Schäfte mit relativ dünner Wandstärke entwickelt. Im Verhältnis zum Querschnitt sind sie nicht nur recht lang (=> erhöhte Deflektionsbelastung beim Abschuss), sondern bieten auch eine nur relativ kleine Auflagefläche zum dickwandigen Schaft des Jagdpfeils.

Easton G-Nock in einem VAP 250

Nock der Größe 0 von Firenock

Beispiel: Die Easton G-Nock in einem VAP 250. Der Pfeilschaft bietet im Querschnitt eine Auflagefläche von 16,49mm² (Außendurchmesser 6,25mm, Innendurchmesser 4,25mm). Die G-Nock bringt es bei der Kontaktstelle auf gerademal 5,46mm Außendurchmesser und somit zu einer Auflagefläche von nur 9,22mm². Hier werden also 44% der möglichen Auflagefläche verschenkt. Überhaupt kommt dem Betrachter diese Fläche sehr winzig vor, wenn man bedenkt mit welcher Wucht ein solcher Pfeil beschleunigt werden kann.
Besser als die G-Nock macht es hier die Nocke der Größe „0“ von Firenock (auch ohne leuchtendes Innenleben). Sie ist deutlich kürzer und kommt mit 6,23mm dem Außendurchmesser des Pfeilschafts wesentlich näher. Wichtig ist hierbei das leichte Ansenken des Pfeilschafts, da die Firenock einen kleinen, stabilisierenden Übergangsradius zum Steckschaft aufweist. Das Foto zeigt, dass hier die Senkung noch fehlt, damit die Nocke wirklich formschlüssig anliegen kann.

2) Die Klemmkraft

Als vor knapp 20 Jahren die Firma Easton die Super-Uni Nocks vorstellte, konnte man das erste Mal einen Hinweis bezüglich der Klemmkraft auf der Verpackung nachlesen. Dieser besagte, dass diverse Tests ergeben hätten, dass man die größte Trefferpräzision erreicht, wenn die Klemmkraft der Nocke auf der Sehne in etwa 5lbs. (ca.22 Newton) entspricht. Dies kam mir damals wie heute etwas hoch vor, aber in der Tat bevorzuge ich eher einen etwas strammeren Sitz des Pfeils auf der Sehne, der sich ca. im Bereich von 18-20N bewegt. Je nach jagdlicher Situation muss man öfters absetzen als Einem lieb ist. Dabei gilt der 100%ige Fokus stets dem Wild. Während beim Bogensport die Scheibe garantiert noch dort steht, wo sie vor dem Absetzen stand, muss dies die Jagdbeute noch lange nicht. Ich möchte nicht stets nachprüfen müssen, ob die Nocke noch korrekt sitzt, sondern mich darauf verlassen können, dass sie es tut. Die Klemmkraft der Nocke sollte ausschließlich über die Strangzahl der Sehne bzw. über die Stärke der aufgebrachten Mittelwicklung beeinflusst werden. Das manuelle, materialermüdende Zupressen mittels Zange oder Backenzähnen der Nockflügel, wie man es ab und an sieht, ist mit Hinsicht auf die Präzision und Werksstoffermüdung derart hanebüchen, dass es nicht mal als Notbehelf taugt.

3) Leuchtnocke oder nicht?

Leuchtnocke

Für den Sportschützen eher eine nette Spielerei, macht die Leuchtnocke für den Bogenjäger durchaus Sinn. Rein ballistisch betrachtet sind Leuchtnocken eigentlich kontraproduktiv. Die erhöhte Masse durch Elektronik nebst Stromversorgung im Heck des Jagdpfeils verschiebt den Schwerpunkt nach hinten und verringert somit das F.O.C.. Rein theoretisch dürfte der Jagdpfeil sogar beim Aufprall etwas mehr deflektieren und somit Energie für die Tiefenwirkung verschwenden. Nun, ein optimierter Jagdpfeil verfügt über mehr als genug F.O.C. und kann dieses Zehntelprozent durchaus verschmerzen. Der weite Punkt ist wirklich rein theoretischer Natur und zielballistisch vernachlässigbar. Der ganz klare Vorteil der Leuchtnocke ist die bessere Treffpunktlokalisierung. Das Verhalten nach dem Schuss kann somit leichter bestimmt und koordiniert werden. Selbst eine signalfarbene Befiederung des Jagdpfeils vermag nicht das zu leisten, was eine leuchtende Nocke dem Bogenjäger bietet. Wenn es die Situation erlaubt, empfehle ich stets den Schuss bzw. Treffer digital auf Video zu bannen. Mittels Zeitlupenfunktion der Kamera dient die Aufnahme somit nicht nur als Erinnerung, sondern auch dem Rückversichern des visuellen Eindrucks bezüglich der genauen Trefferlage. Nicht in jedem Land bzw. US-Bundesstaat sind Leuchtnocken zugelassen. Machen Sie sich vor Reiseantritt kundig und/oder fragen Sie Ihren Jagdveranstalter.

Modifizierte Leuchtnock

Die Hersteller von Leuchtnocken verwenden unterschiedliche Methoden den Stromkreis zu schließen. Modelle bei denen die Nocke etwas aus dem Schaft gezogen werden muss und der Stromkreis im Schuss dadurch geschlossen wird, dass die Nock von der Sehne wieder gegen den Schaft beschleunigt wird, halte ich sicherheitstechnisch und die Lebensdauer betrachtend für fragwürdig. Recht gut funktioniert haben bei mir die Tracer-Nocks von Easton, deren Elektronik auf einen Magneten reagiert, welchen man zuvor im Bogenfenster befestigt. Seit einigen Jahren schieße ich ausschließlich Firenocks. Diese funktionieren über einen Beschleunigungsschalter (G-Switch) in der Platine. Sicherlich die teuerste Variante, aber auch die hellsten und zuverlässigsten Leuchtnocken mit komfortabler Bedienung. Für das Training kann man die Elektronikeinheit einfach durch einen Metallstreifen identischen Gewichts tauschen und schont die Batterien. Ebenso kann man die „Target-Version“ zum Training nutzen, deren LED sich nach ca. 17 Sekunden von alleine abschaltet. Die notwendigen 3 Volt Stiftbatterien CR425 sind in guter Qualität nicht so einfach zu bekommen. Bei der Nachschubversorgung sollte man unbedingt auf das Haltbarkeitsdatum achten. Ich bevorzuge ohnehin die leichter erhältlichen CR435. Diese sind etwas länger, nur 5grains schwerer, bieten aber die doppelte Kapazität (50 anstatt 25mAh). Die Firma X-Cell (Panasonic) baut meiner Erfahrung nach die besten.

Hier noch ein Tipp für die „Geräuschminmierer“:

Wenn Ihnen das Pirschen mit aufgenocktem Jagdpfeil zu gefährlich ist und Sie erst im Moment der Wahrheit den Pfeil auflegen, so ist es sinnvoll das Geräusch des Aufnockens zu minimieren, in dem man die normalerweise auftretende Sehnenoszillation verhindert. Es gibt dazu mehrere Möglichkeiten, aber ich finde es am einfachsten, Daumen und Zeigefinger unterhalb UND oberhalb des Nockpunkts an die Sehne zu legen, während die Nocke auf die Sehne „schnappt“.

Fazit:

Die Nocke für den Jagdpfeil sollte möglichst kurz sein, die gebotene Stützfläche des Pfeilschafts soweit es geht ausnutzen und keinesfalls zu locker auf der Sehne sitzen. Befestigen Sie mittels Klebeband doch mal eine 1 Liter Milchtüte am vorderen Pfeilende und nocken Sie den Pfeil auf die Sehne. Diese Masse sollte die Nocke mindestens halten.