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Was man über Broadheads wissen sollte

Der Anblick einer Jagdspitze an einem Jagdpfeil lässt niemanden kalt. Ist sie doch seit zig-tausend Jahren nicht aus der Entwicklungsgeschichte des Homo Sapiens wegzudenken! Die Erfindung von Pfeil und Bogen ist bedeutungsmäßig der Erfindung des Rades gleichzusetzen, weil dadurch das erste, effektiv auf weite Distanzen wirkende Werkzeug zur Jagd etabliert wurde, aus dem in kurzer Zeit mehrere Projektile verschossen werden können. Über Jahrtausende hinweg hat dieses Jagdwerkzeug den „Siegeszug“ der menschlichen Spezies Richtung Spitze der Evolution mit ermöglicht. Heutzutage steht uns eine schier unüberblickbare Menge verschiedener Broadheads, so die englische Bezeichnung für die Jagdspitzen, zur Verfügung.

Erläuterung zu diesem Artikel: Obwohl für die Penetration von Jagdpfeilen viele weitere Faktoren, als nur die Konzeption und Ausführung der Jagdspitze verantwortlich zeichnen, beschreibe ich in diesem Artikel ausschließlich die Broadheads.

Im Laufe der Zeit wurden unterschiedliche Jagdspitzenformen entwickelt, es ist daher zu kurz gegriffen, nur die Frage „Fixed or Mechanical?“, zu stellen. Es kommt auf den Einsatzzweck, die eigenen Einschränkungen und auf die konstruktiven und materiellen Eigenschaften der Jagdspitze an, ob sie fachgerecht (=weidgerecht) oder schlichtweg falsch eingesetzt wird.

Das Ziel dieses Artikels ist es, dem Bogenjäger / der Bogenjägerin einen Leitfaden in die Hand zu geben, nachdem die Auswahl für den weidgerechten Einsatz der Ausrüstung mit Fokus auf die Jagdspitzen vorgenommen werden kann. Da sich die moderne Bogenjagd hauptsächlich im angloamerikanischen Raum entwickelt hat, entspringen viele Begriffe und Maßeinheiten diesem und werden in der vorliegenden Serie auch bewusst eingesetzt. Englische Begriffe werden in diesem Artikel durch kursive Schreibweise gekennzeichnet. Stellenweise werden Broadheads, die das beschriebene Konzept gut veranschaulichen und von mir bewusst von verschiedenen Herstellern ausgewählt wurden, als Beispiele benannt. Die Auswahl dient nur zur Veranschaulichung des Konzepts und stellt keine Wertung meinerseits dar. Viele der beschriebenen Broadheads habe ich selbst verwendet und von den meisten habe ich auch Bilder beigefügt. Von jenen, von denen ich keine Bilder besitze, möge sich der geneigte Leser die genannten Broadheads googeln und so eine bildliche Vorstellung des beschriebenen Konzepts gewinnen.

Die folgenden Erkenntnisse sind Personen wie Dr. Ed Ashby, der sich seit gut 40 Jahre mit den Einflussfaktoren für die Penetration eines Jagdpfeils wissenschaftlich auseinandersetzt, unzähligen Gesprächen mit Roman Landes, Ingo Kuhn und Markus Groß, diversen Fachartikeln und Büchern, Fachgesprächen mit anderen Bogenjägern, unzähligen Youtube-Videos und nicht zuletzt meiner eigenen Erfahrung zu verdanken.

Als Leitsatz, wenn es darum geht die Jagdausrüstung für eine Jagd zu konzipieren, erlaube ich mir noch diesen Gedanken von Louis Pasteur (französischer Chemiker, Erfinder der Labor-Impfstoffe, nachdem die Haltbarmachung von verderblichen Lebensmitteln durch Erhitzen benannt wurde), voranzustellen:

Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist!“

Die optimale Jagdspitze

Zuallererst muss der Broadhead so gute Flugeigenschaften aufweisen, dass er wiederholgenau, gemeinsam mit dem auf ihn abgestimmten Schaft, am anvisierten Punkt ankommt. Dort muss jene Schicht durchstoßen werden (Schild, Schwarte, Decke, Balg, Federn (Rippen), Feist usw.), welche die lebenswichtigen Organe der Kammer von der Außenwelt abschirmt. Die Spitze sollte so gewählt sein, dass sie vom Schaft auch im „worst case“ durch starke Knochen geschoben und dahinter noch wirken kann. Ist die Jagdspitze dann in der Kammer, darf sie weder dauerhaft verformt oder abgebrochen sein und die Schneiden müssen noch immer so scharf sein, dass sie die Gefäße und Organe glatt zerschneiden. Dabei muss der Wundkanal eine Größe erreichen, die das schnelle Ausschweißen des beschossenen Stücks garantiert. Die gesetzlichen Regelungen in manchen Staaten Europas geben vor, dass dies ab einer Schnittbreite von ca. 22 mm der Fall ist. Der Broadhead (in Kombination mit dem Schaft) sollte so konstruiert sein, dass er beim Durchdringen des Wildkörpers nicht die ganze Energie abgibt und mit der verbleibenden einen glatten Durchschuss mit einer gleich großen Austrittswunde bewerkstelligt. Soweit die Theorie.

Es gibt, speziell in den USA, eine Gruppe von Jägern, die einem besonders großen Schnittdurchmesser den Vorrang vor einer kompletten Penetration geben. Der Pfeil verbraucht dabei seine gesamte Energie beim Durchstoßen des Wildkörpers und bleibt darin stecken. Diese „Schule“ lehne ich persönlich ab, da mein größtes Horrorszenario ein Stück Wild ist, dass mit einem in ihm steckenden Pfeil, womöglich noch mit einer Leuchtnock, durch den Wald läuft. Das würde der Bogenjagd in Zeiten der permanent verfügbaren Kameras und sofortiger, medialer Präsenz, sicher einen Bärendienst erweisen.

Strukturelle Integrität

Unter diesem, etwas sperrigen Begriff verbirgt sich eine der, wenn nicht DIE bedeutendste Eigenschaft, die ein Broadhead, zusammen mit dem Pfeilschaft, aufweisen muss.

Er darf während des Durchdringens des Wildkörpers weder brechen, sich verformen oder seine Schneiden einbüßen!

Auf Basis dieser Forderung müssen alle Entscheidungskriterien für die Wahl eines Broadheads für ein bestimmtes Setup beleuchtet werden. Im Zuge meines Artikels wird dieser Umstand immer wieder mit in die Erläuterungen einbezogen und ich möchte diese Haupteigenschaft auch jedem und jeder meiner Leser:innen  ans Herz legen.

Arten von Broadheads

Bevor wir uns mit den konstruktiven und physikalischen Einflussfaktoren auf diese Anforderungen beschäftigen, betrachten wir vorweg die zwei grundsätzlich unterschiedlichen Konzepte.

Feststehende Klingen (Fixed Broadheads)

Mit diesem Begriff werden Jagdspitzen bezeichnet, deren Klingen unbeweglich am Ferrule befestigt sind. Der wohl bekannteste Vertreter ist der Zweischneider (single blader). Der Zweischneider hat bauartbedingt das größte Penetrationsvermögen von allen Spitzenformen, da nur ein einzelner Schnitt erzeugt wird und der Widerstand im Wildkörper, im Vergleich zu noch mehr Schneiden, geringer ist. Wenn er einen Nachteil hat dann den, dass im Vergleich manchmal durch den einfachen Schnitt weniger Schweiß als Pirschzeichen vorliegt und bei schlechten Schüssen, wo andere mit noch mehr Schneiden noch andere Blutgefäße treffen können, dies weniger wahrscheinlich ist. Eine klassische Form hat die deutsche German Kinetics Silver Flame.

German Kinetics 210 gr

Der Zweischneider mit Wundöffnungsklingen (bleeder) hat zur Hauptschneide zwei oder vier deutlich kleinere Klingen im 90 Grad Winkel angesetzt, um die unter Spannung stehenden Ränder der Ein- und Austrittswunde aufzuschneiden und zu einem Aufklaffen eben dieser zu führen. Ein möglicher Nachteil ist die Schwächung der Ferrule (wenn die Bleeder in dieser verbaut sind), sowie der erhöhte Widerstand beim Eindringen, speziell an Knochen. Ein qualitativ hochwertiges Beispiel gibt die Iron Will v125 ab.

Iron Will Double Bevel ventilatet und Single bevel full body

Der Vierschneider (4-blader), wie beispielsweise der Muzzy Phantom SC-4 125gr, kommt in dieser Aufstellung direkt nach dem Zweischneider mit Bleedern da er ebenfalls zwei Schnittwunden im 90 Grad Winkel hervorruft, der Dreischneider (3-blader) aber drei Schnittwunden. Interessante Rückschlüsse lassen die Versuchsreihen des Dr. Ashby mit zweischneidigen, dreischneidigen und vierschneidigen bzw. mehrschneidigen Klingen bezüglich Penetrationsvermögen zu. Ausgewertet wurden Treffer auf Rippen, Schulterblätter sowie Treffer nur in Fleisch und Weichteile.

Die besten Ergebnisse erzielte natürlich in allen drei Kategorien der Zweischneider. Bei Rippen- und Schulterblatttreffern war der Vierschneider dem Dreischneider voraus und nur bei reinen Fleischtreffern (all soft tissue hit) war der Dreischneider dem Vierschneider überlegen. Die Vierschneider bewirken in den Studien des Dr. Ashby eine signifikant höhere Mortalitätsrate bei Knochentreffern als ihre dreischneidigen Pendanten, da sie offensichtlich besser in der Lage sind, diesen zu durchstoßen und bis zum Leben der beschossenen Beute vorzudringen. Diese Studie stammt aus dem Jahr 1986 und wurde auf afrikanisches Wild erhoben. Sie hat heute  noch Aussagekraft, da es sich um physikalische Daten handelt. Ein Beispiel für einen Vierschneider repräsentiert die Muzzy Phantom SC-4 125gr.

Muzzy Phantom SC-4 125gr

Das beste Ausschweißverhalten bei gleichwertigen Treffern weißt üblicherweise der Dreischneider auf. Die Eintritts- und Austrittswunde bleibt aufgrund der drei Schnitte immer offen, wodurch der Schweiß besser austreten kann. Ein klassisches Beispiel ist die G5 Montec.

G5 Montec 125gr

Mehr als 4 Hauptklingen bei Broadheads sind nicht zweckführend und haben sich so auch bei den ernstzunehmenden Produzenten nicht durchgesetzt.

Die Anzahl der Klingen kann nie alleinstehend betrachtet werden, da die Spitzenform (Tip Design) und der Klingenwinkel in Kombination mit dem Schnittdurchmesser (Cutting Diameter) natürlich eine wesentliche Rolle beim Penetrationsvermögen spielen, worauf ich aber in einem der folgenden Kapitel eingehen werde. Aus diesen Konstruktionsmerkmalen wird der Mechanical Advantage (MA), dazu auch weiter hinten im Artikel mehr, errechnet.

Hybridspitzen sind nur dann sinnvoll, wenn damit das Flugverhalten im Vergleich zu feststehenden Klingen mit gleichem Cutting Diameter deutlich verbessert wird. Zur Veranschaulichung einer Hybridspitze ist die Grim Reaper Hybrid 100 gut geeignet.

G5 Tecan Broadhead 100gr

Eine neue Technologie ist das Pivoting Blade (schwenkbare Klinge). Diese ist im Ferrule so angebracht, dass sie nach links oder rechts wegschwingen kann, wenn ein Knochen getroffen wird. Nachdem der Knochen passiert wurde, geht die Klinge in die Ursprungsstellung zurück. Als Beispiel kann The Dark Knight von NAP bei den Fixed Blades (diese Jagdspitze ist ein Hybrid wobei die Fixe Klinge schwingend gelagert ist) genannt werden und bei den Mechanical Blades der Sevr Titanium.

Sevr Titanium 1.5 125gr 2

Zur Vervollständigung möchte ich noch einige Spezialanwendungen bei den Fixed Broadheads aufzählen. Fischspitzen (z.B.: Apex Bowfishing Arrow Tip) haben in der Regel Widerhaken, die verhindern sollen, dass der Fisch den Pfeil nach dem Durchschuss abstreifen kann. Spezielle Truthahn Guillotine Spitzen wie der Magnus Bullhead Turkey Broadhead werden gegen den Stingl des Puters geschossen und dieser mit den langen Messern oder Drahtschlingen geköpft.

Magnus Bullhead Turkey

Niederwildspitzen (Varmint oder Small Game Broadheads) sind meist gar nicht spitz, sondern flach oder stumpf mit Krallen, wie die G5 150 Small Game. Ihre Aufgabe ist es, so viel wie möglich an Impulsenergie (Organquetschungen, zerbrochene Knochen die Blutgefäße penetrieren) an die Beute abzugeben und dadurch zu töten.

VPA Small Game Thumber 175gr

Mechanical Broadheads

Mechanisch öffnende Spitzen wurden entwickelt um, ähnlich einer Feldspitze, weniger Luftwiderstand zu bieten und somit den nicht perfekt getunten Bogen auszugleichen. Der generelle Nachteil dieser Konstruktionen ist die vergleichsweise Fragilität in Bezug zu feststehenden Jagdspitzen, weshalb die stabileren Vertreter dieses Typs, meiner Ansicht nach,  nur auf Stücke mit einem Gewicht bis 30 kg zum Einsatz kommen sollten. Starkes Schwarzwild ist mit solchen Spitzen definitiv nicht weidgerecht zu bejagen.

Ein weiterer, negativer Aspekt von Mechanicals ist, dass der Öffnungsmechanismus prinzipiell wegen konstruktiver oder äußerer Einflüsse versagen kann. Unter gewissen Umständen kann es passieren, dass die Klingen unvollständig oder gar nicht öffnen.

Rage 2-Blade 125gr Spitze verbogen und Klingen beschädigt nach hartem Treffer

Bei Treffern auf starken Knochen (z.B. Kugelgelenk, Wirbelsäule, Oberarmknochen von starkem Wild, usw.) sind mechanische Spitzen prinzipiell gegenüber feststehenden Spitzen benachteiligt. Einerseits durch die fragilere Bauart des Körpers und andererseits der meist sehr ausladenden Klingen die vergleichsweises filigran und deshalb auch nicht in der selben Härte wie feststehende Klingen ausgeführt sind.

Zuletzt noch ein kurzer Satz zur Instandhaltung der Klingen mechanisch öffnender Jagdspitzen. Konstruktionsbedingt sind diese in der Regel schwerer oder gar nicht nachzuschleifen, als das bei den feststehenden Klingen der Fall ist. Bei Mechanischen Jagdspitzen kommen in der Regel Wechselklingen zum Einsatz.

Die wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale von Mechanical Broadheads sind die Öffnungsmechanismen.

Die nach vorne öffnenden Spitzen (front deploy) waren über lange Zeit das meist verbreitete Konzept. Die ausklappenden Klingen sind am hinteren Ende fix im Ferrule gelagert und dieses hat maximal Einkerbungen und keine Durchbrüche, so wie das oft bei nach hinten öffnenden Spitzen der Fall ist. Dadurch ist dieser Typ meist stabiler. Große Nachteile sind der hohe Energieverlust durch den Öffnungsmechanismus sowie der harte Schlag beim Auftreffen, der dem beschossenen Wild mehr Schmerzen bereitet und es öfter panisch fliehen lässt. Beim Schuss durch Geäst kann der Mechanismus ungewollt frühzeitig geöffnet werden und den Pfeil aus der Bahn bringen. Extreme Winkelschüsse sind ebenfalls problematisch, da sie beim Öffnen durch den Mechanismus auf der Decke/Schwarte des Stücks abgelenkt werden können. Einer der langbewährten Veteranen ist die Grim Reaper Razorcut SS-2.

Grim Reaper Razorcut SS

Nach hinten öffnenden Spitzen (rear deploy) haben weniger Energieverlust beim Öffnen und die Gefahr des Abplatzens bei Winkelschüssen ist vergleichsweise geringer. Speziell solche mit gemeinsam gleitenden Klingen (ein legendärer Vertreter ist die Rage Crossbow X 2-Blade) sind bauartbedingt anfälliger für Klingenbrüche und daher eher für Wildgrößen bis Reh oder maximal schwaches Damwild einzusetzen. Auch hier besteht die Gefahr, wenn durch Geäst oder Gras geschossen wird, das die Spitze frühzeitig öffnet.

Rage Crossbow X 2-blade 125gr 2

Das Swhacker Konzept (z.B.: Swhacker Levi Morgan 100 gr 2“ ) möchte ich noch besonders hervorheben. Es ist zwar ein nach vorne öffnender Broadhead, durch das patentierte System wird aber erst mit den kleinen „Flügeln“ die Decke aufgeschnitten und gleichzeitig der Öffnungsmechanismus der Hauptklingen aktiviert. Der Öffnungsvorgang ist üblicherweise abgeschlossen, wenn die Blätter die Rippen passiert haben. So sind die Hauptklingen völlig neu und unbeschädigt, wenn sie mit der roten Arbeit in den Organen beginnen, so die Theorie. Bei dieser Jagdspitze ist der Ausschuss größer als der Einschuss, wenn es der Pfeil durch den Wildkörper schafft.

Afflictor Hybrid EXT 125 mit zerstörter Schneidleiste nach Knochentreffer

Ein weiteres Öffnungskonzept sind Druckpunktspitzen welche, wie bei einem Kontaktzünder, den Klingenöffnungsmechanismus aktivieren. Die Klingen werden meist über ein Gestänge gegen eine Feder nach hinten aufgeschoben und der Druck muss über den ganzen Weg aufrecht erhalten werden, was etwas Energie kostet da, ein künstlicher Widerstand geschaffen werden muss. Der Vorteil dieser Spitzen ist, dass sie eigentlich nie versehentlich schon vorher aufgehen können. Deutliche Nachteile dieser Spitzen sind die recht klobigen Ferrules (siehe Projektionsfläche in einem der folgenden Kapitel) sowie die Verschmutzung des Mechanismus beim Eindringen durch Haare, Schmutz, Schweiß, Fett und Gewebe, was zusätzlich Energie kostet, oder sogar das Öffnen verhindert. Vor einer eventuellen Wiederverwendung muss die Konstruktion komplett zerlegt und gereinigt werden. Vertreter dieser Gruppe sind die Afflictor Hybrid EXT 125 mit seitlichem Schieber oder die NAP Bloodrunner 2-Blade mit einem Spitzendruckpunkt.

NAP Bloodrunner 2-blade 125gr

Der Beast Broadhead (Bowmar) wird mittels Auslöser mit einer vorgespannten Feder geöffnet und bleibt, laut der Beschreibung des Herstellers, während des gesamten Schnittvorganges aufgrund der Stärke der Feder geöffnet.

Arretierungsmechanismen bei Mechanical Broadheads

Mechanische Spitzen sollen im Flug geschlossen bleiben, erst beim Auftreffen am Wildkörper öffnen und dann geöffnet bleiben, bis sie das Stück komplett durchstoßen haben. Dazu gibt es unterschiedliche Arretierungsmechanismen.

Flugphase: Solche können einerseits Einkerbungen in der Ferrule sein, durch welche die beweglichen Klingen kraftschlüssig arretiert sind und erst ab einem gewissen Druck auslösen (z.B.: NAP Killzone). Der Shock Collar (Schock Kragen), wie bei der Rage Chisel 3-Blade, ist eine Weiterentwicklung, bei der eine Ausprägung an der Klappklinge in eine Kerbe eines Kunststoffringes geklemmt wird. Leider „klingeln“ die Klingen bei manchen Modellen, dies kann durch Gummiringe für Zahnspangen aber gut unterbunden werden. Sind die Klingen scharf genug, so wird durch den Gummiring kein signifikant höherer Druck für die Öffnung gebraucht. Der Spectre Viper geht da einen neuen Weg und stellt die Arretierung bis zum Aufschlag mittels Magnet sicher.

NAP Killzone 125 gr gebrochene Klinge

Schnittphase: Nach der Öffnung im Wildkörper werden einige Klingen mechanisch arretiert, indem sich die beweglichen Klingen ineinander verhaken und/oder an einem festen Anschlag anstehen, damit sie die vorgesehene Schnittbreite nicht unterschreiten. Klingen, die keine mechanische Schnapparretierung haben, klappen wieder zusammen, wenn sie rückwärts aus dem Stück gezogen werden und schneiden dann auch nicht mehr. Wenn damit auf Übungszielscheiben geschossen wird, ist das beim Herausziehen sehr hilfreich. Wenn der Pfeil aber im beschossenen Stück stecken bleibt, kann er dort, während der Flucht, nicht weiter schneiden. Welchen Vorteil es hat, wenn Klingen schneiden, nachdem sie im Stück verblieben sind, erkläre ich im Kapitel Rückwärtige Klingen.

G5 Deadmeat 125gr mit Colar

Konstruktive Eigenschaften

Flugeigenschaften

Eine der wichtigsten Anforderungen an eine Jagdspitze ist es genau dort anzukommen, wo der Schütze hingezielt hat. Die besten Flugeigenschaften bei Pfeilspitzen weist eine Feldspitze auf, da weder erwähnenswerte Windangriffsflächen oder Unwuchten den Pfeilflug negativ beeinflussen können. Für die Jagd ist sie aber im Sinne des Tierschutzgedanken, aufgrund der unzureichenden Tötungswirkung, völlig ungeeignet. Je ausladender, länger und mit umso mehr Flächen eine Jagdspitze konzipiert ist, umso größer ist die Gefahr einer Ablenkung durch Unwucht, Wind oder einem nicht optimalen Beschleunigungsvorgang beim Abschuss (Nock Travel, Cam Lean, falsch eingestellte Pfeilauflage, schlechtes Release, Verkanten durch den Schützen usw.). Bei einer Steigerung der Pfeilgeschwindigkeit wirken sich diese Faktoren noch fataler aus. Bis zu einem gewissen Maß können schlechte Flugeigenschaften von Jagdspitzen durch die Form und Positionierung der Befiederung etwas verbessert werden.

Penetrationsvermögen

Für eine ausreichende Penetration spielen, neben der Gesamtpfeilmasse und der Geschwindigkeit (Impuls = Masse*Geschwindigkeit), auch das Spitzenmaterial und die Geometrie der Spitze sowie die Verteilung der Massen (Stichwort FOC) eine entscheidende Rolle. Sehr vereinfacht gesagt, können bei gleichbleibender Gesamtpfeilmasse schlanke, zweischneidige Klingen mit einem spitzen Klingen- und Schneidenwinkel und einer Cut On Contact Spitze sowie einem weit vorne befindlichen Massenmittelpunkt (Schwerpunkt) bessere Tiefenwirkung erzielen als solche mit einem stumpfen Klingen- oder Schneidenwinkel, mehreren Schneiden und Meißel Spitzen deren Massenmittelpunkt weiter hinten liegt.

Die meisten mechanischen Spitzen, speziell wenn der Öffnungsmechanismus beim Auftreffen viel Energie verbraucht, haben eine vergleichbar schlechtere Tiefenwirkung als ihre feststehenden Gegenpole. Wer also seinen Jagdpfeil nicht angemessen beschleunigen kann, weil er ein geringes Zuggewicht zieht oder nur einen kurzen Auszug hat, sollte Jagdpfeile mit Broadheads verwenden, die bessere Penetrationseigenschaften aufweisen.

Außerdem zieht laut Dr. Ashby (2019 Terminal Arrow Performance Update) ein kompletter Durchschuss wesentlich weniger Schussreaktion des Wildes nach sich als ein Steckschuss, was mit einem geringeren Schmerzreiz zu erklären ist.

Das Oberarmgelenk des Muffelschafes wurde komplett durchstoßen

Einteilige oder mehrteilige Broadheads, Konstruktionsschwachstellen

Broadheads, aus einem einzigen Stück gefertigt (one piece design), sind prinzipiell stabiler als Broadheads, die aus vielen Einzelteilen zusammengefügt sind. Ein Beispiel dafür ist der Cutthroad Singel Bevel 250gr. Die Schwachstelle der zusammengefügten Broadheads liegt üblicherweise bei der Komponente, die das schwächste Material verbaut hat (Beispielsweise eine hochwertige Klinge aus Werkzeugstahl mit einer Ferrule aus Aluminium -siehe dazu weiter unten im Artikel das Kapitel über die Materialien). Aus nur einem Stück gefertigte Jagdspitzen sind aber nur sehr aufwändig herzustellen und daher meist um ein Vielfaches teurer.

Cutthroad Singel Bevel 250gr 2 one piece design

Natürlich gibt es bei Jagdspitzen auch bauartbedingte Schwachstellen (scharfe Kerben oder Übergänge, lange und dünne Bauformen, usw.) die erschwerend dazukommen. Sehr eindrucksvoll zeigen das einige Youtube-Videos. Darin werden Mechanical Broadheads mit langen und schlanken Aluminiumkörpern, die dazu noch in der Mitte geschlitzt sind, um bewegliche Klingen aufzunehmen und an der Spitze eine Stahlklinge mit einer sehr schwachen Schraube fixiert haben, gegen einen Betonblock geschossen. Die Stahlklinge vorne schert durch den Auftreffimpuls die Befestigungsschraube ab und der Aluminumkörper wird komplett aufgepilzt. Dies bedeutet das Totalversagen des Systems. Natürlich geben diese Testschüsse auf Betonblöcke keinen verwertbaren Vergleich mit Treffern auf Knochen und Muskelgewebe, das zudem auch noch in Bewegung sein kann, bieten aber zumindest einen Anhalt.

Spitzengewichte, Gewichtsverteilung und Forward Of Center (FOC)

Nun muss ich ein wenig über die Jagspitzen hinweg ausholen. Die Masse der Spitze, kombiniert mit der Masse des restlichen Pfeils und deren Verteilung, bemessen über die Gesamtlänge des Pfeils, haben einen wesentlichen, und bisher oft unterschätzten Einfluss auf das Penetrationsvermögen. Der Forward of Center (FOC) kann nur in Kombination mit dem Schaft und der Befiederung ermittelt werden und gibt an, wie viel Prozent der Massenmittelpunkt vor dem Punkt liegt, der genau die Hälfte der Gesamtlänge des Pfeils markiert.

Sehr vereinfacht gesagt gilt, desto höher der FOC, umso besser das Penetrationsverhalten in Medien, welche die Struktur von Fleisch, Organen oder Eingeweiden haben (soft tissue). Leider geht die Kennlinie des FOC nicht linear, mit steigendem FOC, nach oben. Vielmehr handelt es sich dabei um einen sogenannten mathematischen Sprungwert. Eine Steigerung des FOC zwischen 10 bis 18% wirkt sich kaum im Penetrationsverhalten aus. Die Studien von Dr. Ashby zeigen. Erst ab 19% und darüber bewirkt dieser Wert eine deutlich bessere Penetration im Gewebe, da durch den weiter vorne liegenden Schwerpunkt der vordere Teil des Pfeils mit der Jagdspitze viel weniger „flexen“ kann. Bei einem Aufschlag auf dem Ziel steht damit weniger Masse im hinteren Bereich des Pfeils zur Verfügung, um diesen zu biegen (Trägheit). Die Biegearbeit nimmt nicht an der Durchdringungsarbeit des Pfeils teil und ist damit ein Verlust von Energie die zur Penetration benötig wird. (Prolouge to the 2007 Updates Understanding FOC by Dr. Ed Ashby).

Sehr wohl aber hat der FOC bei Knochentreffern eine kontinuierlich, nach oben verbesserte Wirkung, wenn der Pfeil nicht ganz linear (Kraftvektor) auftrifft. Je weiter vorne der Massenschwerpunkt am Pfeil liegt, umso weniger kann der hintere Teil durch Auspendeln Energie verschwenden. Die Spitze des Broadheads wird für einen kurzen Moment vom Widerstand des Knoches gestoppt und die Masse des Pfeils wirkt in Kombination mit der der Vorwärtsbestrebung (Trägheit) gegen dessen Struktur, bis diese nachgibt. Flext der Pfeilschaft in diesem Zeitraum mit einem schweren Hinterteil des Schaftes stark, so geht diese Energie für den Vorwärtschub verloren, kann den Pfeil aus seiner Bahn lenken oder eine Bruch des Schaftes provozieren.

Verschiedene German Kinetics Broadheads

Dr. Ed Ashby beschreibt in seinem Artikel „Busting Bone“ den Heavy Bone Threshold. Dieser gibt Auskunft, ab welcher Masse ein Jagdpfeil (bei optimaler Kombination der Klingengeometrie und Impuls) einen schweren Knochen (22 – 25 mm Durchmesser) mit hoher Wahrscheinlichkeit sprengt. Je nach Klingenform, beziehungsweise nach „Mechanical Advantage“ des Broadheads, beginnt dieser ab 650 Grain. Die besten Ergebnisse bei der Gewebepenetration hatte Dr. Ashby übrigens ab ca. 30% FOC (Ultra Extrem FOC).

Höhere FOC-Werte, die durch höhere Jagdspitzengewichte dargestellt werden können, brauchen auch höhere  spine Werte (Steifigkeit) des Pfeilschaftes.

Die Erkenntnis des höheren Spitzengewichts war früher bei Jägern mit traditionellen Bögen alt bekannt, wurde aber durch Entwicklung immer schnellerer Bögen (Am Markt wurden Bögen oft nur nach deren Maximalwurfgeschwindigkeit von potentiellen Kunden beurteilt, welche mit leichten Pfeilen erzielt werden) aus dem kollektiven Wissensschatz verdrängt.

Die größte Auswahl an Jagdspitzen bietet allerdings heute noch immer die 100 Grain Gewichtsklasse, gefolgt von 125 Grain. Um diese Broadheads mit geringen Gewichten trotzdem bessere Penetrationsleistung zu verschaffen, bieten einige Hersteller die sogenannte Ballisic Collars oder Ballistic Inserts an . Mit diesen Zusatzgewichten am vorderen Teil des Pfeils kann im begrenzten Umfang der FOC und die Gesamtmasse des Jagdpfeils ebenfalls gesteigert werden, ohne dabei auf die breite Auswahl an verschiedenen Jagdspitzen verzichten zu müssen. Ein innovatives Beispiel bietet Victory Archery mit dem patentierten Shok System In den letzten Jahren sind aber auch mehr Hersteller mit Jagdspitzen auf den Markt gekommen, die über die 100 oder 125 Grain hinausgehen.

Der RAM TuffGame bietet ein bisher einzigartiges Broadhead System, mithilfe dessen das Spitzengewicht durch Einschubgewichte in der Jagdspitze von 200, 225, 250, 275 und 300gr variiert werden kann.

Shok System von Victory

Schärfe und Schnitthaltigkeit

Im Regelfall soll der Jagdpfeil in dem letalen Körperbereich treffen, wo ihm kein starker Knochen im Weg steht (das gilt für normales, europäisches Wild, andere Wildarten wie der Kaffernbüffel haben auch vor der Kammer schwere Knochen) – jedoch müssen wir uns auch über nicht ideale Treffer Gedanken machen. Die Schärfe und Schnitthaltigkeit der Jagdklingen nach dem Kontakt mit Knochen oder beispielsweise dem Schild einer Sau ist von essenzieller Bedeutung! Blutgefäße sind sehr elastisch und werden von stumpfen Klingen nicht zerschnitten, sondern nur zur Seite geschoben.

Die Schnitthaltigkeit einer Klinge sollte so gut sein, dass nach einem sauberen Treffer und dem Durchschuss eines Knochens diese noch hinreichend scharf ist, um anschließend auch die Gefäße des Vitalzentrums sauber durchzutrennen.

Eine Klinge ist ausreichend scharf, wenn sie in der Lage ist, ein vorgespanntes Gummiband mit einer einfachen Vorwärtsbewegung zu zerschneiden.

Scharfe Klingen, die ihre Schärfe auch nach dem Durchdringen der äußeren Schichten beibehalten, sind für die jagdlich wichtige Penetration ein Muss!

Die Schärfe und Schnitthaltigkeit hängt, neben der Konstruktion und dem Schleifgrad, natürlich stark mit dem verwendeten Material und dessen Vergütung zusammen. Dazu mehr im Kapitel Klingenmaterial und Vergütung.

Die Herzkranzgefäße dieses Wildschweins wurden sauber durchtrennt

Spitzenform (Tip Design)

Der Konzeption und materiellen Beschaffenheit der Broadhead-Spitze kommt besondere Bedeutung, vor allem bei Knochentreffern oder Winkelschüssen, zu. Unterschieden wird prinzipiell zwischen Kontaktschneidern, im angloamerikanischen Cut on Contact Tip (COC) genannt und den Chisel Tips, auf Deutsch Meißelspitzen. Die COC Spitze ist scharf geschliffen und schneidet sofort beim Auftreffen am Stück. Dadurch wird prinzipiell eine bessere Penetration bewirkt. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist, dass durch einen glatten Schnitt weniger Schmerzen verursacht werden und dadurch das beschossene Wild oft kaum reagiert. Blutgefäße mit glatt geschnittenen Wundrändern schweißen auch schneller aus als solche, die zerrissen wurden. Das Auftreffgeräusch (als Trefferindikator) ist bei COC Spitzenformen meist geringer oder gar nicht hörbar, anders als bei anderen Bauformen. Als Beispiel für eine COC-Spitze kann die Hunor Attila genannt werden. Das Konzept der Meißelspitzen beruht meist auf einem Drei- oder Vierkant mit vergleichsweise stumpfem Winkel aus Stahl, der keine ausgeprägten Schneiden hat. Dieser Meißel ist meist stabiler als die Spitzen von qualitativ minderwertigen COC-Konzepten, hat aber gegenüber einer hochqualitativen COC Spitze keine Vorteile (Beispiel Muzzy MX-3).

Hunor 4-schneider mit COC Spitze

Muzzy MX3, links nach dem Treffer auf ein Stahlblech, rechts noch intakt

Die Geometrie der Vorderen Spitze hat ebenfalls ihre Auswirkung. Bei COC Spitzen hat sich laut Dr. Ashby die Tanto Spitze am besten bewährt. Die meisten ungeeigneten Spitzen schafften es bei seinen Versuchen nicht, den Knochen zu sprengen und blieben stecken oder rutschten auf dem glatten, nachfedernden Knochen ab. Dabei wurden sie verbogen oder zerstört. Zur Anschauung einer Tanto Spitze kann die VPA Vantage Point Archery 2-Blade genannt werden.

VPA 2-blade 125gr

Unterschiedliche Klingenformen

Die Geometrie hat einen wesentlichen Einfluss auf das Penetrationsvermögen. Der Eindringwiderstand verdoppelt sich bei einer Verdoppelung der Klingenhöhen. Dasselbe passiert bei einer Halbierung der Klingenlänge bei gleichbleibender Klingenhöhe (stumpferer Klingenwinkel). Der Eindringwiderstand steigert sich zum Quadrat, wenn beide negative Konstruktionsmerkmale auftreten. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Klingenbreite, Klingenwinkel und Anzahl der Klingen ist hier der Königsweg. Dies bedeutet, laut den Versuchen von Dr. Ashby, einen Mechanical Advantage von mindestens 2,6. Um diesen Mechanical Advantage zu erreichen, müsste ein Broadhead mit nur einem Blatt (2 Klingen) und einer Gesamtbreite von 30 mm (pro Klinge 15 mm) eine effektive Klingenlänge von 78,77 mm aufweisen, was konstruktiv und im Sinne der strukturellen Integrität (Bruch oder Verbiegen) sowie der Flugeigenschaften schwierig zu erreichen ist. Jagdspitzen, die sich diesem Wert von 2,6 annähern, sind somit auch vertretbar.

Je stärker das Wild oder umso weniger Energie durch den Schützen / die Schützin in den Jagdpfeil „geladen“ werden können, umso eher empfehlen sich Broadheads, die diesem Konzept folgen.

Geschwungene oder gerade Klingen

Solid Legend 125gr

Geschwungene Klingen, wie die Solid Legend 125 gr, haben gegenüber geraden Klingen (z.B: Cutthroat Single Bevel 250 gr) keine wesentlichen Vorteile. Bei gleicher Klingenlänge und Klingenbreite besitzen sie eine etwas längere Schneidleiste als Broadheads mit geraden Klingen. Damit kann, im Falle einer teilweisen Schneidleistenzerstörung, bei diesem Konzept eventuell noch etwas mehr an intakter Klinge zur Wirkung gebracht werden. Ebenso ist der flachere Teil Schneidleisten nicht so stark beansprucht, wie der restliche Bereich (mehr schneiden als hacken), der bauartbedingte steilere Bereich wird dadurch aber vergleichsweise mehr beansprucht. Diese beschriebenen Effekte wirken sich also kaum aus.

Sehr spitz beginnende Klingen (needle point) haben  einen geringeren Eindringwiderstand, ballig beginnende Klingen (drop point) dagegen sind im Spitzenbereich prinzipiell stabiler.

Über die Vor- oder Nachteile der unterschiedlichen Produkte kann aber keine allgemein gültige Aussage gemacht werden, da dies ganz von der Form und Qualität der Klinge abhängt.

Der Nachteil von geschwungenen Klingen ist die aufwändigere Herstellung und das schwierigere Nachschleifen.

Cutthroat Single Bevel 250gr

Schnittdurchmesser (Cutting Diameter)

Einen großen Wundkanal erreicht man entweder durch eine höhere Anzahl von Schneiden oder einen großen Schnittdurchmesser. Um den Schnittdurchmesser zu erhöhen, wird bauartbedingt, um die Klingen nicht allzu lange und dadurch fragil zu gestalten, der Winkel der Blätter stumpfer konstruiert. Folglich ist die Arbeit der Klingen, je steiler sie angeordnet sind, mehr hacken als schneiden. Das kostet Energie und bedeutet eine höhere Belastung der Klingen. Große Schnittdurchmesser kommen deshalb nur in Kombination mit schweren Pfeilen und potenten Bögen (Achtung Flugverhalten!) oder auf nicht schusshartes Wild zum Einsatz. Als große Schnittdurchmesser können solche über eindreiviertel Zoll (1 ¾“ = 44,32 mm) angenommen werden. Ein Extrembeispiel für einen großen Schnittdurchmesser ist die NAP Killzone Maxx mit 2 3/8 Zoll (60,24 mm) Schnittdurchmesser.

Volle oder durchbrochene Klingen und die Projektionsfläche

Prinzipiell gilt, dass volle Klingenblätter leiser im Flug und stabiler bei der roten Arbeit im Wildkörper sind. Durchbrochene Klingenblätter sind dafür weniger driftanfällig im Flug und können durch die Bauart auch ausladender (siehe Cutting Diameter) konstruiert werden. Durchbrochene Klingenblätter erhöhen die Reibung beim Eindringen und kosten somit Penetrationspotential. Das gilt auch für alle weiteren, bauartbedingten Ausbuchtungen, Absätze oder jede zusätzliche Klinge an der Jagdspitze. Die Vergrößerung der Projektionsfläche (Arrow Silhouette) einer Jagdspitze vermindert automatisch die Penetrationsleistung.

Klingenwinkel (Blade Angle)

Um gleich direkt bei den Aussagen zum Cutting Diameter anzuschließen. Für voluminöses, starkes, schusshartes Wild empfehlen sich Broadheads mit sehr spitzen Klingenwinkel und feststehenden Klingen. Dadurch werden die Jagdspitzen recht lang und die Gefahr einer Unwucht oder Windbeeinflussung im Flug und somit einer Abweichung, bei gleichbleibender Klingenhöhe erhöht sich signifikant. Spitzen wie die Valkyrie Bloodeagle oder die RAM Tuff Game geben ein gutes Anschauungsbild dieses langblättrigen Konzeptes. Daher empfehlen sich bei dieser Bauart Jagdspitzen höchster Qualität, die keine Flugabweichungen durch Unwuchten zulassen. Da auf starkes Wild mit potenten Bögen, zwischen 70 bis 90 Pfund (70-90#), geschossen wird, muss der Schütze neben einem fehlerfreien Schießstil einen perfekt getunten Bogen und abgestimmten Pfeil haben.

Der RAM Tuff Game, völlig intakt nach dem Schuss durch den Stich und das Herz eines 850 kg Wasserbüffels

Schneidenwinkel (Cutting Angle)

Eine Klinge mit sehr spitzem Schneidenwinkel schneidet besser als eine mit stumpfen Schneidenwinkel. Spitze Schneidenwinkel können prinzipiell leichter ausbrechen oder umgelegt werden, als stumpfe. Umso spröder das Klingenmaterial ist, umso stumpfer muss der Schneidenwinkel sein, um nicht bei harten Treffern auf Knochen oder beispielsweise dem Schild einer groben Sau, die Schneide zu zerstören. Im Gebrauch sieht man daher des Öfteren abgebrochene oder verbogene Klingenblätter. Diese deuten entweder auf Missbrauch aber auch auf unzureichende Materialeigenschaften oder unpassende Schneidengeometrie hin. Jeder Werkstoff hat hierbei seine besonderen Eigenschaften die mit der Klingengeometrie zusammenpassen müssen. Einen bauartbedingten, stumpfen Schneidenwinkel weisen etwa die G5 Montec Dreischneider (gleichschenkelige Dreiecksform) auf. Sehr spitze Schneidenwinkel bewegen sich zwischen 28 und 36 Grad (14 bis 18 pro Watte) und sehr stumpfe haben bis zu 120 Grad (60 pro Watte).

G5 Montec 125gr

Einseitige Schliffe (Single Bevel)

Single Bevel Klingen sind nur einseitig und pro Blatt gegenständig geschliffen. Dadurch soll eine Rotation beim Eindringen in den Wildkörper provoziert werden, um ein höheres Zerstörungspotential freizusetzen. Durch die Rotation kommt bei Knochentreffern auch die Torsionskraft zur Wirkung, was die Aufspaltung von Knochen verbessert. Die Ferrule und der Schaft können so den gespaltenen Knochen relativ friktionsfrei passieren. Laut den Auswertungen von Dr. Ashby ist dieses Klingendesign das effektivste, sowohl bei Knochentreffern und in der Tiefenwirkung. Das Material und die Verarbeitung solcher Jagdspitzen müssen auf höchstem Niveau liegen, weil extreme Beanspruchungen während der „roten Arbeit“ auf sie wirken. Je breiter die Anschlifffläche und umso stumpfer der Schneidenwinkel, umso stärker wirkt die Querkraft. Das bedeutet einerseits, dass sich Klingen mit breiten Anschliffflächen und stumpfen Schneidenwinkel besser drehen, die Kanten aber auch mehr beansprucht werden. Dieser Schliff wird üblicherweise bei Zweischneidern für starkes bis sehr starkes Wild angewandt. Beispiele dafür sind die Grizzlystick Dr. Ashby Single Bevel oder der RAM Tuff Game. Eine weitere Besonderheit von Single Bevels ist der typische s-cut bei der Ein- und Austrittswunde, welcher ebenfalls ein besseres Ausschweißpotential hat als ein gerader Schnitt.

RAM Tuff Game 200-300gr

Wellenschliff oder glatter Schliff

Ein Steakmesser behält seine Schnittleistung durch den Wellenschliff länger als ein vergleichbares Messer mit glattem Schliff bei. Es schneidet auch aggressiver, ist aber nicht für alle Medien gut geeignet. Jedenfalls erhöht sich durch diesen Schliff der Eindringwiderstand und beim Auftreffen auf Knochen haben sie eindeutig weniger Festigkeit. Weitere Nachteile des Wellenschliffs, im Vergleich zum glatten Schliff, dieser schneidet nur bei Bewegung der Klinge und das Nachschleifen ist sehr herausfordernd. Der Magnus Stinger Buzzcut ist ein anschauliches Beispiel für eine kombinierte Klinge aus plane and serrated blade, so die englische Bezeichnung.

Magnus Stinger Buzzcut 125gr

Rückwärtige Klingen

Rückwärtige Klingen entfalten ihren Vorteil, wenn der Pfeil im flüchtenden Stück stecken bleibt. Durch die Bewegung des Wildes schneiden diese Klingen permanent weiter und können so noch weitere Zerstörung von Organen und Gewebe im Stück verursachen. Außerdem können Broadheads mit rückwärtigen Klingen leichter aus Zielscheiben bzw. dem Wild herausgezogen werden. Solche Klingen weist beispielsweise der Magnus Hornet Ser-Razor 150 gr 4 blade broadhead auf.

Wechselklingen (Replaceable Blades)

In der Bogenjagdszene gibt es zwei starke Strömungen. Einerseits der Trend hochwertiger und somit meist teurere Klingen, die mehrfach verwendet werden können und anderseits günstigere, austauschbare Klingen. Beide haben ihre Vorteile. Der größte Vorteil bei den tauschbaren ist, immer eine neue, meist sehr scharf geschliffene Klinge parat zu haben und nicht selbst nachschleifen zu müssen. Da nur die Klingen getauscht werden, kann der Trägerkörper (Ferrule) weiterverwendet werden, wenn er beim Schuss nicht beschädigt worden ist.

Der Qualität von Wechselklingen kommt aber trotzdem entscheidende Bedeutung zu, denn selbst wenn die Klingen rassiermesserscharf sind, das Material und die Vergütung aber nicht passen, so verlieren sie beim ersten Kontakt gleich ihre Wirkung. Wechselklingen sind bauartbedingt meist dünner und somit weniger stabil als ihre ganzheitlichen Gegenstücke.

Interessant ist übrigens das Testergebnis von Dr. Ashby, bei dem 64% der Jagdspitzen mit Wechselklingen beim Auftreffen auf Knochen zerstört wurden. Bei den mehrblättrigen Spitzen (Multiblades) mit feststehenden Klingen waren es 50% und bei den einblättrigen (Single Blade Broadheads) nur 15,5%. Allerdings ist dieser Test aus dem Jahr 1986 und bis heute hat sich bei der Qualität mancher Klingen doch einiges getan. Ein qualitativ gutes Beispiel für solch eine Jagdspitze ist der Exodus von QAD bei den feststehenden Klingen. Bei mechanischen Spitzen kann der Sevr Titanium genannt werden.

Quad Exodus 125gr

Exzentrische Klingen (Excentric Blades)

Der im Abschnitt Single Bevel beschriebene Rotationseffekt wird auch durch exzentrisch angesetzte Klingen (Beispielsweise KORE 3 Blade von Rage oder der Ozcut Hurricane) erzielt. Durch die exzentrische Anordnung werden mehr Schnittkanäle in verschiedenen Winkeln im Ziel angelegt, was durch die Spannungen im Körper noch größere Wunden provoziert. Um eine ausreichend tiefe Penetration zu erreichen braucht dieses Klingendesign vergleichsweise viel Energie.

Dicke oder dünne Klinge

Idealerweise ist eine Klinge so dünn wie möglich und dabei formstabil, schneidhaltig und sie zerbricht unter der Belastung nicht. Dem sind aber durch die zur Verfügung stehenden Materialien und Verfahrenstechniken der Bearbeitung und Vergütung Grenzen gesetzt. Eine dünne Klinge (siehe Projektionsfläche) hat ein besseres Penetrationsvermögen und vor allem kann sie Knochen besser durchstoßen. Wenn sie aber bricht oder sich verformt, kann sie die eigentliche Aufgabe, nämlich Organe und Blutgefäße in der Kammer zerschneiden, nicht mehr erfüllen. Nach Dr. Ashby ist eine ausgebrochene oder zerbrochene Klinge immer noch vorteilhafter bei der Penetration als eine verformte Klinge (Ashby Broadhead Study)!

Verarbeitung und Material von Broadheads

In den folgenden Kapiteln geht es hauptsächlich um Materialeigenschaften. Dieser Themenbereich ist für den Anwender am schwierigsten zu durchschauen, da viele Hersteller kaum oder keine Angaben zum verarbeiteten Material machen und schon gar nicht über die Vergütung (Wärmebehandlung), welche essenziell ist, um eine Aussage über Härte und Zähigkeit und somit Schnitthaltigkeit zuzulassen. Ebenso werden ein paar unorthodoxe Broadhead Konzepte angesprochen, bei denen einige so ihre Tücken haben.

Klingenmaterial und Vergütung

German Kinetics 210gr – nach dem glatten Durchschuss eines Keilers komplett unbeschadet

Die Frage des passenden Materials in Kombination mit der gewählten Klingengeometrie ist aber von ganz besonderer Bedeutung, da eine gebrochene oder abgestumpfte Klinge ihre Arbeit nicht mehr verrichten kann.

no-name Broadheads und Kopien

Generell ist no-name-Spitzen oder den meisten Produkten, die man von oft asiatischen Herstellern auf diversen Online Distributoren angeboten bekommt, in diesem Punkt zu misstrauen. Da gutes Material und hochwertige Vergütung teuer sind, ist der Preis ein erstes Indiz zur Qualität, lange aber noch keine Garantie.

Das selbe gilt für Kopien. Eine der meist kopierten Spitzen ist wohl die German Kinetics. Nachdem Markus Groß seine Entwicklung nicht schützen ließ, haben einige Hersteller (z.B.: Grizzly Sticks mit der Silver Flame oder Bearpaw mit der German Jager das Design dieser Klingen mehr oder weniger exakt kopiert. Der Unterschied liegt aber im verwendeten Material und der Vergütung.

Der wohl üblichste und wichtigste Werkstoff ist Stahl. Dabei ist das Spektrum riesig und geht von billigem Walzstahlblech bis zum hochlegierten und vergüteten Werkzeugstahl.

unbekannter chinesischer Hersteller – minderwertige Qualität und zu dünne Klingen

Die sinnvolle Härte bei hochwertigen Klingenstählen, die auch schlagbeansprucht werden, liegt zwischen 55 und 58 Härte nach Rockwell (HRC). Es gibt Ausnahmen wie die Bishop Broadheads, da wird S7 Werkzeugstahl (1.2355) verwendet, welcher auf 60 HRC gehärtet wird. Die doch recht stumpfen Schneidenwinkel und dicken Klingenblätter erlauben dies. Ein wesentlicher Kennwert ist, dass eine hochwertige Klinge an einem Broadhead nicht unter 55 HRC Härte aufweisen sollte, da sie sich sonst zu leicht verformen oder abnutzen kann.

Eine besondere Verarbeitung des Werkstoffes Stahl findet neuerdings bei Broadheads immer mehr Anwendung, das Metal Injection Molding (MIM) Verfahren. Damit können komplizierte Formen kostengünstig hergestellt werden aber die Stähle sind nach diesem Verfahren nicht ganz so belastbar wie bei herkömmlicher Verarbeitung. Ein Klassiker dieser Machart ist die G5 Montec.

Ein seltener verwendeter Werkstoff für Broadheads ist Titan, welcher meist bei massiven Spitzen für sehr starkes Wild eingesetzt wird. Eine interessante Variante ist die Valkyrie Jagger mit einem Klingenkörper aus Werkzeugstahl und einem Titan Centerpin. Manche Hersteller setzen auch auf Titan als Material für die Ferrule (z.B. Sevr).

Einen ganz anderen Weg ging Cold Steel mit seiner Cheap Shot aus Polymer Kunststoff. Die Spitze ist ein deklariertes Wegwerfprodukt. Im Vergleich zu qualitativ hochwertigen Stählen hat dieser Werkstoff eklatante Nachteile in Bezug auf Steifigkeit und Schnitthaltigkeit. Durch das geringe, spezifische Gewicht ist die Spitze sehr groß, was sich negativ auf den akkuraten Flug auswirken kann. Zudem bricht dieser Werkstoff bei vergleichsweise geringen Kräften.

Cold Steel Cheap Shot

In der Geschichte der modernen Bogenjagd (Beginn Anfang 20tes Jahrhundert) wurden teilweise Aluminium oder Kupfer Beryllium als Material für Broadheads eingesetzt, diese sind aber nicht mehr auf dem Markt da heutige Klingenmaterialien diesen überlegen sind.

Zu diesem Thema gibt es nur noch ergänzend anzumerken, dass manche Broadheads mit Beschichtungen (z.B.: TiN oder Keramik) für ein besseres Gleitverhalten oder mehr Härte ausgestattet sind. Diese sind üblicherweise nur bei Premium Broadheads zu finden. Eine lackierte Oberfläche bringt nur den Vorteil des besseren Korrosionsschutzes, hat aber keine Auswirkung auf die Festigkeit und verbessert die Gleiteigenschaften nicht.

Klingenhalter (Ferrule)

Der Klingenhalter ist ein oft unterschätztes Bauteil und in vielen Fällen eine Schwachstelle. Bei einigen Herstellern reichen schon ein paar Schüsse in den Übungsblock und die Ferrule ist verbogen. Mit einem verformten Ferrule ist es unmöglich eine feststehende Klinge sauber zum Fliegen zu bringen. Ebenso bringt eine hochqualitative Spitze wenig, wenn die Ferrule wegen zu hoher Querkräfte beim Eindringen in den Wildkörper dauerhaft verbogen oder abgerissen wird. Von der Wertigkeit der verwendeten Werkstoffe, natürlich abhängig von Verarbeitungsgenauigkeit und Vergütung, sind aufsteigend: Kunststoff / Aluminium / Messing / Titan / Stahl. Ebenso hat die Ferrule durch ihre Form einen wichtigen Einfluss auf das Penetrationsverhalten (siehe Projektionsfläche).

©Christian Heinz

Das gegossene Gehäuse eines G5 Deadmeat 125gr

Out of the box Broadheads

Zu guter Letzt werfe ich noch einen Blick auf ein paar exemplarische, ungewöhnliche Broadhead Konzepte die sich meist zu Recht nicht durchsetzen konnten.

Ein nicht zu empfehlendes Beispiel habe ich bereits im Kapitel Klingenmaterial und Vergütung erwähnt, den Cheap Shot von Cold Steel.

Ein weiteres, sehr abschreckendes Beispiel ist der Toxic Broadhead, der zwar nicht giftig ist aber in seinem Werbeauftritt einen radikalen Wundkanal (meatworm) verspricht. Durch die Bauart hat dies Spitze neben einem extremen Eindringwiderstand auch nicht die optimalsten Flugeigenschaften. Durch die Konstruktion der meatworm-Klingen können diese nur hacken und nicht schneiden, was sich aufgrund der fragilen Bauweise beim ersten, nennenswerten Widerstand in einer Deformation der Klingen und / oder einem Steckschuss auswirkt.

NAP Razorback 125gr

Ein anderes Konzept, von dem es auch nicht viel auf dem Jagdspitzen Markt gibt, ist der Pizza Cutter Broadhead. Die Idee dahinter fußt auf der Annahme, dass die gleitend gelagerten Räder die Spitze im Wildkörper an Knochen vorbeirollen lassen. Dazu gehört der Blood Therapy OCD und der Rexpid Nury Rotary.

Ein recht interessantes Konzept ist das Gegenteil der gewollten Rotation der Jagdspitze im Wildkörper (Siehe Single Bevel oder Excentric Blades). Der Razorback von NAP ist so auf der Schraubverbindung zum Schaft gelagert, dass sie rotieren kann (Rotating Technology). Die Idee dahinter? Trifft ein in Flugrotation befindlicher Pfeil auf, wird Energie verloren da sich die beidseitig geschliffene Spitze (double bevel) beim Eindringen nicht mehr weiter um die eigene Achse drehen kann. Bei der Razorback kann sich der Schaft aber durch diese Konstruktion weiterdrehen. Der Schwachpunkt des Konzepts liegt in der minimalen Unwucht, die durch das Lagerspiel zwangsweise verursacht wird und die bauartbedingte Schwachstelle in der Verbindung der Spitze zum Schraubgewinde.

Fazit

Wie nach der Lektüre dieses Artikels nun klar erkennbar ist, spielen viele Faktoren bei der Auswahl von Jagdspitzen eine Rolle. Zusammenfassend ist meine Empfehlung, sich zuerst Gedanken über das zu bejagende Wild und die persönlichen und ausrüstungstechnischen Vorgaben und Einschränkungen zu machen. Dazu gehört neben Zuggewicht und Auszugslänge unbedingt eine ehrliche und selbstkritische Einschätzung der eigenen Treffsicherheit mit dem Bogen. Die beste Jagdspitze hat keinen Wert, wenn sie nicht in der Kammer der beschossenen Beute ankommt. Wie ganz am Anfang angemerkt, sollten immer Reserven eingerechnet werden, um Tierleid zu verhindern. Ich habe mir angewöhnt, zwei Arten von Jagdspitzen in meinem Köcher mitzuführen. Feststehende Klingen für schweres Wild und ein paar mechanische Klappspitzen für schwaches Wild oder weite Schüsse, wie das beispielsweise bei einem Fangschuss notwendig werden kann. Über alles muss aber die Frage nach der bestmöglichen Qualität und Verarbeitung des Materials und einer zielführenden Konzeption und Geometrie der Jagdspitzen gestellt werden, um weidgerecht mit Pfeil und Bogen zu jagen.